Bulgarien – ein kurzer Überblick
Bulgarien ist eine Republik in Südosteuropa mit etwa 6,5 Millionen Einwohnern – seit 01.01.2007 Mitglied der Europäischen Union und seit 31.03.2024 unter Einschränkungen im Schengen-Raum („Air-Schengen“: das heißt Flüge aus und nach Bulgarien sind wie bei allen anderen innerhalb des Schengen-Raums ohne Passkontrolle am Flughafen; lediglich an den Landgrenzen wird nach wie vor kontrolliert). Das 110km2 große Land nimmt den Großteil der östlichen Balkanhalbinsel ein und grenzt im Norden an Rumänien, im Westen an Serbien und Nordmazedonien, im Süden an Griechenland und die Türkei und im Osten an das Schwarze Meer.
Der erste Homo sapiens in Europa
Auf dem Gebiet des heutigen Bulgariens befinden sich die bislang frühesten Belege für die Anwesenheit des Menschen (Homo sapiens) in Europa und mit der neolithischen Karanowo-Kultur, die bis ins Jahr 6500 v. Chr. zurückreicht, eine der frühesten Siedlungen des Kontinents. Ein Goldschatz, der 1972 in der Nähe von Warna zufällig gefunden wurde, ist nur einer der Hinweise auf diese frühe Kultur, denn die chemische Analyse belegte zweifellos, dass dieses bearbeitete Gold mehr als 6000 Jahre alt ist. Später geriet die Region ins Spannungsfeld der Thraker, Perser, Kelten und Griechen. Stabilität kam, als es dem Römischen Reich im Jahr 45 n. Chr. gelang, die Region zu erobern.
Die erste Erwähnung Bulgariens
Die Ur-Bulgaren, angeführt von den Brüdern Asparuch und Kuwer siedelten sich im späten 7. Jahrhundert dauerhaft auf der Balkanhalbinsel an und gründeten zwei Reiche mit dem Namen Bulgarien, eines zwischen Donau und Balkangebirge (Asparuch) und eines im Gebiet um das heutige Bitola im Westen der Halbinsel (Kuwer). Das Donaureich, das 681 vom Oströmischen Reich vertraglich anerkannt wurde, vereinigte sich im Laufe der Zeit mit dem anderen und beherrschte so den größten Teil der südlichen Balkanhalbinsel. Durch die Entwicklung der kyrillischen Schrift und die Gründung des Bulgarischen Patriarchats wurden die slawischen Kulturen maßgeblich beeinflusst. Die Auflösung des Reichs erfolgte im Jahre 1396, und die Region geriet fast fünf Jahrhunderte lang unter osmanische Herrschaft.
Die Republik Bulgarien von heute
Das heutige Bulgarien entstand 1878 im Zuge des Russisch-Osmanischen Krieges (1877–1878) und des Zerfalls des Osmanischen Reiches zunächst als autonomes Fürstentum und nach der Ausrufung der Unabhängigkeit (1908) als Zarentum Bulgarien. Im Zweiten Weltkrieg wurde Bulgarien von den Sowjets besetzt, die Monarchie abgeschafft und eine realsozialistische Volksrepublik ausgerufen, die bis zum Zerfall des Realsozialismus 1991 Bestand hatte. Heute ist Bulgarien eine parlamentarische Republik, die aus 28 Provinzen besteht. Die Wirtschaftsleistung liegt im oberen mittleren Einkommensbereich und basiert weitgehend auf Dienstleistungen (Tourismus), aber es gibt auch Industrie und Landwirtschaft. Bulgarien ist beispielsweise der weltweit größte Lavendelölproduzent und hat eine lange Tradition im Rosenanbau und der Rosenölherstellung. Da im bulgarischen Tourismus gerne ein Schwerpunkt auf Land und Leute gesetzt wird, gibt es in den entsprechenden Gebieten auch regelmäßig Veranstaltungen, bei denen die Gäste aus dem In- und Ausland teilweise uralte Traditionen hautnah erleben können.
Der kulturelle Stolz des Landes
Darüber hinaus gibt es einige Stätten in Bulgarien, die in Liste der Welterbe der UNESCO (Weltkulturerbe) aufgenommen wurde, welche auch auf den Plänen für die meisten Rundfahrten zu finden sind. Dazu zählen unter anderem:
- Kloster Rila: Das im gleichnamigen Rila-Gebirge liegende Kloster befindet sich südlich von Sofia auf einer Höhe von 1147m ü.d.M. und wurde von Schülern des Einsiedlers Iwan Rilski im 10. Jahrhundert gegründet. Im Mittelalter wurde das Kloster zu einem wichtigen sozialen und kulturellen Zentrum. Die heutige Form stammt aus dem 19. Jahrhundert, als das Kloster nach einem Brand neu aufgebaut werden musste, und ist ein typisches Beispiel der bulgarischen Renaissance;
- Felskirchen von Iwanowo: Diese Gruppe von Kirchen, Kapellen und Klosteranlagen liegt in der Nähe von Ruse (südlich). Es handelt sich dabei um in natürliche Höhlen und deren in Kalkstein geschlagenen Erweiterungen aus dem 13. bis 17. Jahrhundert. Die Felsenkirche der Jungfrau Maria ist die Zentralkirche und weist die schönsten Fresken auf;
- Altstadt von Nessebar: Die auf einer felsigen Halbinsel gelegene Altstadt von Nessebar befindet sich nördlich von Burgas an der Schwarzmeerküste. Die Besiedlungsgeschichte begann vor über 3000 Jahren mit den Thrakern, im 6. Jahrhundert v. Chr. wurde Nessebar zur griechischen Kolonie. Sehenswert sind Überreste der thrakischen Befestigungsanlagen, ein Apollo-Tempel, die Basilika Stara Mitropolja, die mittelalterliche Festung und ein archäologisches Museum;
- Felsenrelief des Reiters von Madara: Das kleine Dorf Madara liegt westlich von Warna. In der Nähe befindet sich das 100 Meter hohe Steinwand, in das vermutlich im 9. Jahrhundert n. Chr. das Relief eines Reiters gehauen wurde, der gegen einen Löwen kämpft; etwa 10km nördlich liegt Bulgariens erste Hauptstadt Pliska, welche aber heute bloß als Dorf mit ein paar hundert Einwohnern wahrnehmbar ist.